Stiftung Jesus-Christus-Kirche 

Wir betreten den Innenraum durch das Hauptportal in der gewölbten Turmhalle von Westen her. Sogleich wird der Blick angezogen von der Gliederung der Mittelschiffwände, deren Gestaltung wie die verschwenderisch-kunstvolle Variation der Wände außen erscheint. Auf jeder Seite befinden sich die zu den dahinter befindlichen Emporen führenden Öffnungen. Sie bestehen aus jeweils zwei Rundbogenöffnungen über schlichtem Kampfer, die durch zweigekuppelte Säulchen voneinander getrennt sind. Diese Gliederungen werden umrahmt von kleeblattförmigen Blendbogen, die durch Rundwulste betont sind. Diese sind aus weichem, tonartigem Material und wachsen aus glatten Ecksockeln. Die Blendbogen treten nicht über die Mauerflache hinaus. Ihre Form findet Wiederholung im Obergaden: vier Kleeblattfenster sind hier symmetrisch angeordnet und lassen Licht in das Innere. Die dreifache, waagerecht wie vertikal symmetrische Gliederung der Mittelschiffwände, die nur von architektonischen Durchbruchselementen durch die sonst schmucklose Wand erzielt wird, wirkt wegen der abwechslungsreichen, nach oben sich rhythmisch verjüngenden Formengestaltung. Die Wand scheint in der Höhe an Schwere zu verlieren, sich in Helligkeit aufzulösen.

Das Mittelschiff ist flach mit einer Holzbalkendecke gedeckt. Die Seitenschiffe im Erdgeschoß sind von vier flachgestochenen Kreuzrippengewölben überspannt. Die runden, wegen des längsrechteckigen Grundrisses der Gewölbefelder gestelzten Gurtbogen liegen auf rechteckigen Wandvorlagen mit profiliertem Kampfer - Platte, Kehle, Wulst - auf. Der nordöstliche Bogen, letzter Bogen zum Querschiff, hat keine Pilaster und Wandvorlage und kann daher als Halbrundbogen ausgebildet sein. Schildbogen gibt es nur in den westlichen Jochen gegen die Westwand und gegen das westliche Rundbogenfenster. Die Emporengeschosse sind flach mit Holz gedeckt. Die Neigung der Eindeckung entspricht der äußeren Dachneigung des Pultdaches über den Seitenschiffen.

Die Emporenöffnungen, die bis auf den Boden des Obergeschosses reichen, sind durch schmiedeeiserne Gitter mit zierlichem Rankenwerk abgesichert. Sie unterbrechen den architektonischen Gedanken nicht. Die Doppelsäulchen, von denen nur noch das südöstliche Paar aus dem ursprünglich verwendeten, schwarz-grauen Drachenfelsmarmor erhalten ist - die anderen sind Nachbildungen aus Holz und Stuck -, fußen in verzierten Eckblattbasen und haben schöne, reich gestaltete würfelförmige Blattkapitelle mit Ranken- und Punktmustern.

An der schmucklosen Westwand des Langhauses gewahrt die neue Empore von 1968 den einzigen Zugang zum Glockenstuhl im Turm durch einen schmalen, überhohen Rundbogen.

Spitzbogige Scheidbögen grenzen die Vierung gegen die Querschiffe und die Apsis ab; die Querschiffe führen optisch die Linie der Seitenschiffe weiter. Querschiff und Apsis sind kreuzrippengewölbt. Die Rippen des Vierungsgewölbes werden von den profilierten Kämpfern der Vierungspfeiler aufgenommen. Die Rippen der Querschiff- und Apsisgewölbe münden in fein ausgeformten Konsolen. Die Schnittpunkte der Rippen sind von einfachen, runden Schlußsteinen markiert, in der Apsis faßt der Schlußstein das strahlenförmige Rippengewölbe zusammen, das bedingt ist durch die 3/8-Form des Chorschlusses.

Die fünf hohen Spitzbogenfenster in den Stirnseiten der Querschiffe und den drei Seiten der Apsis sind mit dem gleichen Maßwerk gegliedert. Es ist ein ganz einfaches, teils aus Stein, teils aus Stuck und Holz gefertigtes Maßwerk, bestehend aus einem Vierblatt in der Bogenspitze, gegen das sich zwei Dreiblätter absetzen. In den Bogenwandräumen zwischen den Nasen sind kleine Fischblasenformen eingeschoben. Unter der Kämpferlinie teilt nur eine Mittelstütze die Glasfläche.

In der nördlichen Querschiffwand befindet sich eine bogenförmige Nische mit inliegender quadratischer Vertiefung; eine weitere größere rundbogige Nische und eine rechteckige Vertiefung liegen an der südöstlichen Querhauswand. Es liegt die Vermutung nahe, dass es sich hier um frühere Wandgräber, zwei Arcosolien und ein Mensagrab, handelt. An der nord-östlichen Querhauswand ist eine spitzbogige Nische gefunden worden, die den Charakter der Sakramentsnische hat und die heute die Abendmahl-Utensilien birgt.

Wie schon am Baukörper von außen zu erkennen ist, zeigt sich der gotische Ostanbau in sehr schlichter, für die späte Bauzeit fast zu einfacher Form. Dieser Eindruck bestätigt sich im Innern. Bogen- und Fensterformen passen sich in schlichter Zurückhaltung des eigenen Stils dem früheren romanischen Bauteil an, so dass ein Bruch im Raumgefühl vermieden ist und durch das feinsinnige Zusammenwirken beider Teile die Synthese entsteht.

Dieser Eindruck wird verstärkt durch die einheitliche farbliche Ausgestaltung in den Erdfarben rostrot, ocker, grün und grau. Diese Tönungen fand man an Resten von Wandmalereien vor. Die heutige Ausmalung beschränkt sich auf die verbindende Betonung der tektonischen Elemente und die Hervorhebung der Schmuckformen.

Von der kreuzrippengewölbten Turmhalle führen beidseitig durch die Anbauten zweiläufige Treppen mit Richtungswechsel in das Emporengeschoß. In seiner hauptsächlichen Funktion trägt der Turm Glockenstuhl und Glocken. Um in die Turmobergeschosse zu gelangen, muß man den einzigen Zugang über die Westempore benutzen. Von hier führt die Treppe in einem ansteigenden Tonnengewölbe durch das dicke Mauerwerk. Über Treppenkonstruktionen aus Holz gelangt man zum Glockenstuhl. Oben im Turm ist auch der Zugang zum Dachstuhl des Langhauses. Dort verbirgt sich der Scheitel des alten Triumphbogenfeldes, ca. 1,40 m über der Dielenhöhe. Er läßt Rückschlüsse auf den alten romanischen Bau zu.