Im Mittelalter dachte man, dass die Erde flach sei und die Sphären wölbten sich um die Erde herum. Gott steht außerhalb dieser Welt. Die Engel umgeben die Welt. Sie leben in einer Hierarchie. Die Wesen außerhalb der Welt, wie Engel oder Teufel, haben die Möglichkeit in die Welt zu kommen. Aberglaube war an der Tagesordnung. Nur bei Gott ist die Ewigkeit. Heilige können Wunder wirken. Heute wird Forschung und Aberglaube strikt getrennt - im Mittelalter aber nicht. Die Teufel gehören genauso zur Welt, wie auch die Engel. Die Kirchen und die Kapellen sind wie Brenngläser. Kirchen heben sich, allein durch ihre Größe und ihre Kirchtürme, von der anderen Bebauung ab. Die Kirchen wirken anders, weil sie aus Stein sind, weil sie Fenster haben, Kerzen, Licht, ein dichtes Dach. Die Behausungen der Menschen waren klein, zugig, dunkel, feucht, sie hatte etwa die Größe einer Doppelgarage. Kamen die Menschen in die Kirchen so ist es sicherlich mit der heutigen „Reizüberflutung“ zu vergleichen. Hier wurden die Messen gefeiert. Dazu war es gut, wenn eine Gemeinde da war, benötigt wurde sie aber nicht. Einmal pro Tag musste jeder Priester eine Eucharistiefeier halten.
In den Kirchen drängte sich eine Vielzahl von Altären, an denen die Messen zelebriert wurden. So soll unsere Kirche fünf Altäre besessen haben. Nur von einem Altar wissen wir, was aus ihm geworden ist, alle anderen Altäre sind verschollen. Warum stellte man im Mittelalter mehrere Altäre auf ? Man glaubte, wenn man bei einem Altar war, war man Gott näher, als wenn man sich außerhalb der Kirche befand. Wenn man aber nun mehrere Altäre hatte, die man alle sehen konnte, so war man Gott noch näher.
Am 15. Mai 1476 wird in der Kirche unser liewen Vrowen Kerke tho Meinertzhagen (heute Jesus-Christus-Kirche) ein dreiflügliger, gotischer Schnitzaltar geweiht. Vermutlich war es der Abschluss der ersten großen Umbaumaßnahme unserer Kirche, denn das gotische Querschiff wurde ja 1474 an die Kirche gebaut. Dieser Altar soll, nach Pfarrer Dresbach, 1732 aus der Kirche entfernt worden sein, da er offenbar zwischenzeitlich schadhaft war. Bei der Öffnung des Altares fand man ein Glas mit einigen Reliquien und einen Zettel mit der Aufschrift:
Consecratum hoc altare anno Domini MºCCCCLXXVIº dec. Qňto die mensis Maji per reverendum Dominum Vicarium Dominum Henricum de Unkel Dei et Apostolicae sedis grậ apud reverendň Dň Dň Herm. Archiepiscop. Colon. Vicarium generalem.
Das heißt übersetzt: „Dieser Altar ist am 15. Mai 1476 durch den Hochwürdigen Herrn Heinrich von Unckel, von Gottes und des Apostolischen Stuhles Gnaden Generalvikar des Hochwürdigen Herrn Erzbischofs Hermann von Köln, geweiht worden“.
Am 5. Februar 1853 wird dieser Altar vom Presbyterium Meinerzhagen nach Hohenbudberg bei Krefeld für 20 Taler verkauft. Er bestand zu dieser Zeit nur noch aus einem „alten Altargestell mit 2 aufstehenden Gehäusen, 9 alten Apostelbildern, 1 Christusfigur und 1 Johannesfigur“. Der Altar wurde gründlich renoviert und steht auch heute noch in der kath. Pfarrkirche St. Matthias als Seitenaltar. Mehrfache Versuche seitens der Evangelischen-, aber auch der röm.-katholischen Gemeinde Meinerzhagen, diesen Altar wieder zurückzuführen, schlugen fehl.
Kalle Bartsch